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Wir möbeln uns auf

Tuesday, March 11, 2008

(jo) 9 Kisten aus Spanplatte werden die Galerie bemöbeln. Es sind Allzweckmöbel: Waagrecht als Sitzbank oder Präsentationsfläche, senkrecht als Säule, Lesepult oder Standfläche für einen Projektor, gestapelt als Bar oder Bühne. Mario half beim Montieren (danke :-)

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Aus Bundeswehrbeständen stammen unsere Stühle (es sind ein bisschen viele :-) aber wir müssen ja nicht alle behalten).

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Quark xpress

Tuesday, March 4, 2008

(jo) Googletechnisch ist der Titel des heutigen Beitrags etwas gemein. Aber sei’s drum: Die Um- und Abwege machen das Web erst interessant (dafür könnte mal jemand eine Suchmaschine bauen, eine Art Gegengoogle mit Anti-Pagerank).

Die Wände in der Galerie erhalten bis auf die geöffnete Trennwand zwischen den beiden Räumen einen pigmentierten, lasierenden Kaseinanstrich. Die geöffnete Wand wird mit strahlend weissem Leimfarben-Anstrich gegen die fleckig-lasierten Wände abgesetzt. Für die Kaseinfarbe haben wir das Hobbythek-Rezept benutzt…

Rezept für rund zehn Quadratmeter
200 Milliliterkochendes Wasser
40 Gramm Borax
1000 Gramm Magerquark
ein bis zwei Esslöffel Sonnenblumenöl
Das Wasser kurz aufkochen und Borax dazugeben. Quark zugeben und glattrühren, zwei Stunden stehen lassen, dann mit dem Öl gründlich aufrühren.

(Quelle: Hobbythek)

…und die Lasur mit Pigmenten gefärbt, nach dem Schema:
40g Lithopone (ein Zinkweiß) +
20g farbiges Pigment
pro 3 Kilo Quark.

Der Anstrich ist sehr dickflüssig: wir haben immerhin 13 Kilo Quark an den Wänden und Decken der beiden Zimmer vermalt. Leider platzt die Farbe im kleineren Zimmer an vielen Stellen ab, vielleicht ein Problem mit schlecht saugenden Mörteln.
Vielleicht hätten wir Fluat auftragen sollen, wie es Pause & Prüfert in "DU UND DEINE WOHNUNG" (Berlin 1977, VEB Verlag für Bauwesen) empfehlen.

Die Lasur lässt die Wände, besonders aber die Decken stark glänzen. Sie sind jetzt deutlich farbig, wobei wir ausschliesslich die auf den Wänden schon vorhandenen Farben aufgenommen und verstärkt haben: Gelbgrün das kleinere, bräunlich das größere Zimmer, gelblich die Decken.

Bilder…

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Lasierte und noch unlasierte Wandfläche zum Vergleich

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Mmh, schokobraune Quarkfarbe, die nach Käsekuchen duftet! (Aber besser nicht probieren, da is Borax drinne)

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Braun im großen, grün im kleinen Zimmer; die Trennwand (d.h., der Bogen des Durchgangs) strahlend weiß (wir haben dafür Leimfarbe aus dem Baumarkt mit Titanweiß und Ultramarin aufgehellt)

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Abplatzender Quarkanstrich (wir haben ihn schon adoptiert — das ist doch Patina pur)

Gal.lerystenhände befreien Stuck und Wände

Thursday, February 21, 2008

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(jo) Mitte Januar: Die Spuren der Silvesterparty in den Galerieräumen sind weg, die Holzböden mit Malerfolie ausgelegt und mit Pappen belegt.

Als nächstes kamen die Tapeten dran — gleiche Prozedur wie sonst: Dampfablöser, Spachtel und Geduld. Das Bild oben könnte eine Impression aus Herr-der-Ringe-I sein und zum Beispiel den Alten Weidenmann zeigen, stammt aber aus der Tapeten-Episode.

Mitte Februar haben wir Wände und Decken gewaschen und den Putz, wo nötig, repariert.

Band III: Den Stuck befreien. Die Stuckelemente haben in regelmäßigen Abständen Fugen, es düfte sich also um Fertigstuck handeln. Das Zimmer hatte wohl früher einmal eine Stuckrosette in der Mitte der Decke, deren Lage nur noch durch einen Kreis (wo sie angeklebt war) angedeutet ist; außerdem umrahmt eine Stuckkante die Decke und ein Sims (?) läuft die Wand entlang. Zwischen Kante und Sims sind Reste dunkler (schwarzer?) Farbe zu sehen.

Die Stuckreinigung dauerte (1-2 Stunden pro Meter), aber sie hat sich gelohnt. Frühere Bewohner hatten den wandseitigen Sims schon weitgehend gesäubert, aber die umlaufende Kante an der Decke war noch dick mit Farbe bemalt. Unsere Reinigung mit Dampfstrahl, kleinem Beitel und Spachtel brachte feine Rosenblüten und Stengel mit Dornen zutage, von denen vorher nichts zu erkennen gewesen war.

Bilder…

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Die Rauhfaser, besonders an der Decke, war so dick mit Dispersionsfarbe gestrichen, dass…

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…beim Abziehen kleine Farbnadeln in Wolken wie Pulverschnee herniederstoben

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Mörtel aus dem Gummibärenland

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Große neu verputzte Wandfläche im kleineren Galerieraum nach dem Abfilzen

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Stuckdetail: Das Netzornament links sah vor der Reinigung wie eine Fläche mit regelmäßigen runden Dellen aus. Das weiße Kapitellchen (?) rechts hat die Reinigung noch vor sich

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Werkzeug der Stuckstürmer: kleiner Stechbeitel und Dampfente. Dispersion geht leicht ab, wenn man die Beitelklinge auf Vorsprünge drückt (die Farbe platzt dann auf wie ein Krabbenpanzer, der Stuck darunter leidet nicht). Leimfarbe lässt sich mit viel Dampf aufweichen und aus den Ritzen spülen

Erst wäg’s, dann wachs!

Tuesday, November 20, 2007

(jo) Nach dem Abschleifen sind Holzböden, besonders der weiche Dielenboden, extrem anfällig für Flecken aller Art. Eine staubige Schuhsohle oder ein feuchter Wassereimer hinterlassen Spuren, die nur mit Schleifpapier wieder weggehen.

Um die Empfindlichkeit herabzusetzen, gibt es (wie so oft) mehrere Möglichkeiten. Eigentlich sind es eher Religionen. Da wäre zum einen die heilige Kirche der Versiegler. Sie glaubt, dass schlagfester, wasserundurchlässiger Lack das Antlitz eines Holzfußbodens bis zum jüngsten Tag konserviert. Außerdem behauptet sie, das regelmäßige rituelle Feuchtaufwischen würde ihren Anhängern besonders leicht fallen ("dein Wischwasser bestehe nur aus Wasser und Seife, denn alles andere ist von Übel").

Die zweite große Glaubensgemeinschaft ist die charismatische Kongregation der Balsamierer. Sie schwört auf Öl oder Öl-Wachs-Mischungen. Das Öl füllt die Poren des Holzes und macht es schmutz- und wasserabweisend. Aber der lebende Werkstoff Holz, so predigen die Balsamierer, kann atmen, bleibt fruchtbar und froh. Das ungleichmäßige Nachdunkeln des Holzes geschieht nach Meinung der Balsamierer im Einklang mit dem göttlichen Schöpfungsplan und ist deshalb als schön anzusehen.
Zwar muss der Boden regelmäßig poliert und nachgeölt werden, doch die Balsamierer sehen darin eine meditative Handlung, die sie eins werden lässt mit der Rotation der Gestirne. Versiegler fallen nach ihrer Auffassung in Sünde, und, wegen der elektrostatischen Wirkung glatter Flächen, der Strafe ewigen Asthmas anheim.

Schließlich gibt es noch eine kleine Sekte, die aus bekehrten Balsamierern und Versieglern besteht: Die Kernseifenschäumer. Sie finden spirituelles Glück im wöchentlichen Schrubben des unbehandelten Holzbodens mit Kernseife.

Bei manchen Menschen entscheidet in Glaubensdingen das Herz, bei anderen der Geldbeutel. In unserem Fall entschied eine halbvolle Dose PNZ Hartwachsöl, die noch von den Badzimmerdielen übrig war (also irgendwie doch der Geldbeutel). Wir tauften die frisch geschliffenen Böden mit Wachsöl, wie es die Lehre der Balsamierer empfiehlt.

Es war, oh ihr Mitgeschöpfe, die ihr sterblich seid wie wir, ein Vorgeschmack auf das wahre Paradies der Werktätigen. Das blöde Zeug wollte nicht einziehen. Die 40 Kilo schwere Poliermaschine ("columbus") pappte fest, riss sich von ihrer Polierscheibe los und vollführte Veitstänze im Raum, wobei sie mehr Macken auf dem Boden hinterliess als 100 Wassereimer und Turnschuhe. Geschlagene acht Tage, eine ganze göttliche Schöpfung plus ein Tag, rangen wir mit dem motorisierten Dämon und betanzten unser klebriges Ölfeld.

Dann wurde es still und alles war gut.

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Böden kriegen den letzten Schliff

Saturday, October 27, 2007

(jo) Am Anfang ist der Lack. Dann fräst sich das Keramikschleifband mit 16er Körnung (das heißt, dass das einzelne Schleifkorn fast 2mm groß ist) in den Boden, hinterlässt breite helle Streifen. Die 75 Kilo schwere Schleifmaschine wird am Anfang diagonal zu den Dielen oder dem Parkettmuster geführt. Dadurch kann sie Unebenheiten zwischen den einzelnen Brettern besser ausgleichen, erklärt uns der Verleih. Andererseits hinterlässt das Schleifen quer oder schräg zur Holzmaserung sichtbare Rillen, die später mit feinerem Schleifband ausgeglichen werden müssen.

Soweit die Theorie. Der Dielenboden hat Höhenunterschiede wie ein Mittelgebirge. Nach einigen Schleifgängen (4? 5?) werden wir lockerer, drehen die Maschine auch schon mal auf der Stelle oder lassen sie quer zu den Dielen Berg- und Talbahn fahren, um endlich auch an den tiefliegenden Stellen Holz zu sehen.

Beim 36er-Band (wieder mit tatkräftiger Unterstützung von htq, der sich schon beim Parkett-Freihacken betätigt hat) saugt die Maschine bereits nur noch Holzstaub in ihren Staubsack. Beim 60er- und 80er-Band schieben wir die schwere Schleifmühle schon ganz behutsam in Faserrichtung über das Holz, weil wir uns nicht mehr so sicher sind, ob wir wirklich all diese Rillen und all diese zylinderförmigen Einbuchtungen noch herausgeschliffen bekommen. Das 120er-Band schließlich ist wirklich Feinschliff. Wir hätten besser vorher noch mal gründlich gefegt. Denn wo jetzt noch Putzkrümel oder andere Fremdkörper unter die Walze kommen, hinterlassen sie Spuren, die weit, weit gröber sind als das Schleifkorn.

Bleiben die Ränder. Der Walzenschleifer hinterlässt in den Ecken jedes Raums 20cm breite, ungeschliffene Streifen, die partout nicht in Kontakt mit der Walze zu bringen sind. Dafür haben wir noch einen Tellerschleifer. Der will kniend, hockend, unter Druck geführt werden. Schwere, schmerzensreiche Arbeit. Zum Glück nur wenige Quadratmeter.

Bilder…

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Gefegt, staubgesaugt, aber die Jahrzehnte kleben noch auf dem Holz wie verwitterte Krätze

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Schleifen (nachts)

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Fertig (nächste Nacht). Haben wir die Dielen jetzt von ihrer Geschichte gesäubert? Oder sie in ihrer gründerzeitlichen Geschichtlichkeit befreit? Wer weiß.