Go to content Go to menu

Columbus ist doch gefährlich

Thursday, August 7, 2008

20080807-crazycolumbus.jpg

Putzfrau von Bodenpoliermaschine erwürgt

Graz - Eine 49-jährige Putzfrau ist in Österreich bei einem grausigen Arbeitsunfall von einer Reinigungsmaschine erwürgt geworden. Laut Polizei war sie im Keller in einer Hauptschule in Fehring in der Steiermark bei Reinigungsarbeiten, als sich aus bisher unbekannter Ursache das Stromkabel einer Bodenpoliermaschine um ihren Hals wickelte und sie erwürgte. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Die Polizei geht nach Angaben der Nachrichtenagentur APA von einer Verkettung unglücklicher Umstände aus. (dpa)

Frisch gezargt

Friday, June 20, 2008

(jo) Es war einmal im Mai (2007), da hatten wir mit dem Schreinern einer Verbindungstür (zwischen Galerie und dem Lagerraum, der ursprünglich zur Nachbarwohnung gehörte) begonnen. Wir hatten die (äußere, unsichtbare) Zarge gesetzt, provisorisch Scharniere ("Fietschen") angeschraubt und eine schöne alte Tür eingehängt.

Dann kamen Putz, Dielen, Wandfarbe. Und endlich steht die Tür wieder auf dem Programm. Die innere (sichtbare) Verkleidung des Türrahmens ist nur schreinerische Dekoration: Sie trägt nichts, mit Ausnahme des Türschlosses. Oja! Bald lässt sich die eingebaute Tür endlich zuklinken.

Zuerst haben wir neue alte Fietschen (Quelle: Onlineauktion) eingebaut, die die zu kleinen aus dem Baumarkt ersetzen. Milde Zweckentfremdung — es sind eigentlich Einstemmfietschen, die dafür gedacht sind, in einen konstruktiv stabilen Türrahmen eingeschlagen zu werden; wir dagegen schrauben sie an der stabilen äußeren Zarge fest und verblenden das ganze mit einem nur dekorativen, genagelten Rahmen. Deshalb haben wir die Schenkel der Fietschen mit angeschraubten Blechen verlängert.

Dann haben wir die innere Zarge eingesetzt. Die Wand rund um die Tür war sehr unterschiedlich dick verputzt; teilweise mussten wir Putz wieder abschlagen, um die Wand an die Breite der Zarge anzupassen.

Schließlich haben wir die Blende, also den dem Raum zugewandten Teil des Türrahmens, angemessen und an den Verbindungsstellen schön auf Gehrung gesägt (mehr Luxus, als sich die Bauschreiner hier in den 1970ern gegönnt hatten — deren Rahmenkontruktion wir ansonsten als Vorbild genommen haben). Übrigens erwies sich die Annahme als falsch, dass die Gehrung mit 45 Grad gesägt werden muss. Falsch jedenfalls dann, wenn die übrige Türkonstruktion nicht exakt rechtwinklig ausgeführt ist. :-)

Auf der Seite des Falzes (wo die Tür in den Rahmen greift) steht die Zarge gegen die Blende 2cm über; so entsteht eine Aussparung, in den das Türblatt mit seinem Falz genau hineinpasst.

Bilder…

200806-tuer2.jpg
Die neuen Fietschen sind montiert. Links die tragende äußere Zarge (aus OSB), rechts die dekorative innere (gehobelte Massivholzbretter)

200806-tuer3.jpg
Die innere Zarge ist eingesetzt

200806-tuer1.jpg
Die Blende aus gehobelten Brettern wird
angemessen und auf Gehrung gesägt

200806-tuer4.jpg
Die fertige Tür (vom Lagerraum aus gesehen). (Montage aus drei Detailfotos — daher die etwas verschwommene Perspektive)

Wir möbeln uns auf

Tuesday, March 11, 2008

(jo) 9 Kisten aus Spanplatte werden die Galerie bemöbeln. Es sind Allzweckmöbel: Waagrecht als Sitzbank oder Präsentationsfläche, senkrecht als Säule, Lesepult oder Standfläche für einen Projektor, gestapelt als Bar oder Bühne. Mario half beim Montieren (danke :-)

200803-kisten.jpg

Aus Bundeswehrbeständen stammen unsere Stühle (es sind ein bisschen viele :-) aber wir müssen ja nicht alle behalten).

200803-stuehle01.jpg

Erst wäg’s, dann wachs!

Tuesday, November 20, 2007

(jo) Nach dem Abschleifen sind Holzböden, besonders der weiche Dielenboden, extrem anfällig für Flecken aller Art. Eine staubige Schuhsohle oder ein feuchter Wassereimer hinterlassen Spuren, die nur mit Schleifpapier wieder weggehen.

Um die Empfindlichkeit herabzusetzen, gibt es (wie so oft) mehrere Möglichkeiten. Eigentlich sind es eher Religionen. Da wäre zum einen die heilige Kirche der Versiegler. Sie glaubt, dass schlagfester, wasserundurchlässiger Lack das Antlitz eines Holzfußbodens bis zum jüngsten Tag konserviert. Außerdem behauptet sie, das regelmäßige rituelle Feuchtaufwischen würde ihren Anhängern besonders leicht fallen ("dein Wischwasser bestehe nur aus Wasser und Seife, denn alles andere ist von Übel").

Die zweite große Glaubensgemeinschaft ist die charismatische Kongregation der Balsamierer. Sie schwört auf Öl oder Öl-Wachs-Mischungen. Das Öl füllt die Poren des Holzes und macht es schmutz- und wasserabweisend. Aber der lebende Werkstoff Holz, so predigen die Balsamierer, kann atmen, bleibt fruchtbar und froh. Das ungleichmäßige Nachdunkeln des Holzes geschieht nach Meinung der Balsamierer im Einklang mit dem göttlichen Schöpfungsplan und ist deshalb als schön anzusehen.
Zwar muss der Boden regelmäßig poliert und nachgeölt werden, doch die Balsamierer sehen darin eine meditative Handlung, die sie eins werden lässt mit der Rotation der Gestirne. Versiegler fallen nach ihrer Auffassung in Sünde, und, wegen der elektrostatischen Wirkung glatter Flächen, der Strafe ewigen Asthmas anheim.

Schließlich gibt es noch eine kleine Sekte, die aus bekehrten Balsamierern und Versieglern besteht: Die Kernseifenschäumer. Sie finden spirituelles Glück im wöchentlichen Schrubben des unbehandelten Holzbodens mit Kernseife.

Bei manchen Menschen entscheidet in Glaubensdingen das Herz, bei anderen der Geldbeutel. In unserem Fall entschied eine halbvolle Dose PNZ Hartwachsöl, die noch von den Badzimmerdielen übrig war (also irgendwie doch der Geldbeutel). Wir tauften die frisch geschliffenen Böden mit Wachsöl, wie es die Lehre der Balsamierer empfiehlt.

Es war, oh ihr Mitgeschöpfe, die ihr sterblich seid wie wir, ein Vorgeschmack auf das wahre Paradies der Werktätigen. Das blöde Zeug wollte nicht einziehen. Die 40 Kilo schwere Poliermaschine ("columbus") pappte fest, riss sich von ihrer Polierscheibe los und vollführte Veitstänze im Raum, wobei sie mehr Macken auf dem Boden hinterliess als 100 Wassereimer und Turnschuhe. Geschlagene acht Tage, eine ganze göttliche Schöpfung plus ein Tag, rangen wir mit dem motorisierten Dämon und betanzten unser klebriges Ölfeld.

Dann wurde es still und alles war gut.

1029-polierencolumbus.jpg

Böden kriegen den letzten Schliff

Saturday, October 27, 2007

(jo) Am Anfang ist der Lack. Dann fräst sich das Keramikschleifband mit 16er Körnung (das heißt, dass das einzelne Schleifkorn fast 2mm groß ist) in den Boden, hinterlässt breite helle Streifen. Die 75 Kilo schwere Schleifmaschine wird am Anfang diagonal zu den Dielen oder dem Parkettmuster geführt. Dadurch kann sie Unebenheiten zwischen den einzelnen Brettern besser ausgleichen, erklärt uns der Verleih. Andererseits hinterlässt das Schleifen quer oder schräg zur Holzmaserung sichtbare Rillen, die später mit feinerem Schleifband ausgeglichen werden müssen.

Soweit die Theorie. Der Dielenboden hat Höhenunterschiede wie ein Mittelgebirge. Nach einigen Schleifgängen (4? 5?) werden wir lockerer, drehen die Maschine auch schon mal auf der Stelle oder lassen sie quer zu den Dielen Berg- und Talbahn fahren, um endlich auch an den tiefliegenden Stellen Holz zu sehen.

Beim 36er-Band (wieder mit tatkräftiger Unterstützung von htq, der sich schon beim Parkett-Freihacken betätigt hat) saugt die Maschine bereits nur noch Holzstaub in ihren Staubsack. Beim 60er- und 80er-Band schieben wir die schwere Schleifmühle schon ganz behutsam in Faserrichtung über das Holz, weil wir uns nicht mehr so sicher sind, ob wir wirklich all diese Rillen und all diese zylinderförmigen Einbuchtungen noch herausgeschliffen bekommen. Das 120er-Band schließlich ist wirklich Feinschliff. Wir hätten besser vorher noch mal gründlich gefegt. Denn wo jetzt noch Putzkrümel oder andere Fremdkörper unter die Walze kommen, hinterlassen sie Spuren, die weit, weit gröber sind als das Schleifkorn.

Bleiben die Ränder. Der Walzenschleifer hinterlässt in den Ecken jedes Raums 20cm breite, ungeschliffene Streifen, die partout nicht in Kontakt mit der Walze zu bringen sind. Dafür haben wir noch einen Tellerschleifer. Der will kniend, hockend, unter Druck geführt werden. Schwere, schmerzensreiche Arbeit. Zum Glück nur wenige Quadratmeter.

Bilder…

1020-schleifenvor1.jpg
Gefegt, staubgesaugt, aber die Jahrzehnte kleben noch auf dem Holz wie verwitterte Krätze

1020-schleifendielen.jpg
Schleifen (nachts)

1020-schleifenfertig.jpg
Fertig (nächste Nacht). Haben wir die Dielen jetzt von ihrer Geschichte gesäubert? Oder sie in ihrer gründerzeitlichen Geschichtlichkeit befreit? Wer weiß.